PD Dr. Elke Maurer
Dr. Franziska Zwecker
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Axel Lust
Dr. Nicolas Gumpert
Privatpraxis
für Orthopädie, Sportmedizin, ärztliche Osteopathie, Akupunktur und manuelle Medizin
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Bei dem Secondary cleft Syndrom kommt es zu einer schmerzhafte Reizung im Bereich des Schambeins. Wie der Name bereits sagt, bildet sich ein Spalt im unteren Anteil des Schambeins,der häufig durch eine chronische Überlastung entsteht.
Dieser Artikel wurde zuletzt durch Axel Lust überarbeitet.
Axel Lust ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und ist bei Lumedis unser Spezialist für die Wirbelsäule.
Er hat sich auf die Behandlung der verschiedenen Erkrankungen der Wirbelsäule ohne OP spezialisiert.
Gerne berät Sie unser Spezialist in seiner Wirbelsäulen-Sprechstunde.
Das Secondary Cleft Syndrom beschreibt eine schmerzhafte Reizung im Bereich des Schambeins, genauer gesagt an der Symphyse oder den angrenzenden Knochenstrukturen. Der englische Begriff „Secondary Cleft“ bezeichnet dabei eine Spaltbildung im unteren Anteil des Schambeins (lateinisch: Os pubis), die häufig durch eine chronische Überlastung entsteht.
Durch das Auseinanderweichen der Knochen kommt es auch zur Spaltbildung der dort ansetzenden Adduktorenmuskulatur und der geraden Bauchmuskulatur.
Typischerweise sind Sportler betroffen (insbesondere aus dem Bereich Fußball, Hockey oder Leichtathletik), bei denen es durch wiederholte Zug- und Druckkräfte im Bereich der Adduktoren-Muskeln zu Reizungen oder kleinen Einrissen im Knochengewebe kommt. Das Krankheitsbild ist initial oft schwer zu diagnostizieren, da es unspezifische Leistenschmerzen verursacht und sich die Beschwerden schleichend entwickeln.
Abbildung vom Becken mit Schambein und Symphyse
Das Secondary Cleft Syndrom äußert sich vor allem durch chronische oder belastungsabhängige Leistenschmerzen, die häufig tief im Schambeinbereich lokalisiert sind. Die Beschwerden nehmen bei sportlicher Belastung zu – besonders bei abrupten Bewegungen (z. B. Sprinten), Richtungswechseln oder Adduktionsbewegungen (Bein zur Mitte ziehen).
Typisch ist, dass die Schmerzen nach dem Sport stärker sind als währenddessen. Viele Betroffene berichten auch über ein Druckgefühl oder eine Steifigkeit im Bereich der Symphyse am Morgen.
Häufig kann der Schmerz in die Adduktoren, die Leiste oder den unteren Bauch ausstrahlen. Im fortgeschrittenen Stadium werden selbst alltägliche Tätigkeiten wie das Gehen oder Treppensteigen zur unangenehmen Belastungsprobe.
Damit ähneln die Symptome des Secondary Cleft Syndroms denen der Entzündung des Schambeins oder der Adduktoren.
Die Schmerzen bei einem Secondary-Cleft-Syndrom werden häufig als dumpf, ziehend oder drückend beschrieben. Sie treten meist beidseits und eher ungleich verteilt, also asymmetrisch, im Bereich der Symphyse auf und verstärken sich unter Belastung; insbesondere bei Bewegungen wie Rennen, Springen, starkem Bauchanspannen oder dem Spreizen der Beine.
Viele Patienten geben an, dass der Schmerz tief innen liege und sich nur schwer lokalisieren (örtlich bestimmen) lasse. In Ruhe ist der Schmerz zwar eher erträglich, kann jedoch nach intensiver Belastung mehrere Stunden bis Tage anhalten.
Auch beim Husten, Niesen oder Anheben des Beins kann ein stechender Schmerz auftreten, da hier über die Bauchpresse das Becken ebenfalls beansprucht wird.
Die Diagnose erfolgt in erster Linie durch eine gründliche klinische Untersuchung und Anamnese (Befragung). Der Arzt prüft, ob der Schmerz durch Druck auf die Symphyse oder gezieltes Anspannen der Adduktoren auslösbar ist. Häufig wird auch ein Funktionstest der Beckenstabilität durchgeführt, um zum Beispiel andere Ursachen wie Frakturen auszuschließen.
Zur endgültigen Absicherung sind bildgebende Verfahren notwendig – bestenfalls ein MRT, das Veränderungen am Schambein, Schwellungen oder Knochenödeme sichtbar machen kann. Zusätzlich kann ein Ultraschall zur Beurteilung der umliegenden Weichteile oder eine Röntgenaufnahme zur Beurteilung der Knochenstruktur sinnvoll sein.
In hartnäckigen Fällen ergänzen Orthopäden auch die Diagnostik durch ein EMG (Elektromyographie) oder Muskelfunktionsanalysen, um einen noch ganzheitlicheren Überblick über den Bewegungsapparat und etwaige ungesunde Bewegungsmuster zu erhalten.
Bone bruise der Hüfte im Rahmen eines Knochenmarködemsyndroms (MRT seitlich)
Ein Ultraschall kommt immer dann zum Einsatz, wenn Weichteilveränderungen im Bereich der Adduktoren oder der Symphyse vermutet werden. So können entzündliche Veränderungen, wie ödematöse Flüssigkeitsansammlungen, Muskelverletzungen oder auch Sehnenreizungen sichtbar gemacht werden.
Der Vorteil: Die Untersuchung ist schnell, ohne Röntgenstrahlung und meist in jeder Praxis durchführbar.
Bei der Diagnostik des Secondary-Cleft Syndroms liefert der Ultraschall wichtige Hinweise auf Begleitverletzungen oder andere muskuläre Ursachen, ist jedoch allein meist nicht ausreichend, um die knöcherne Spaltbildung sicher zu erkennen.
Ist ein MRT als Mittel der Wahl nicht zeitnah verfügbar, ist der Ultraschall aber ein gutes diagnostisches Mittel, um erste Erkenntnisse zu gewinnen.
Ein Röntgenbild wird empfohlen, wenn der Verdacht auf eine knöcherne Instabilität oder andere Erkrankungen der Schambeinfuge abgeklärt werden soll. Besonders bei chronischen Beschwerden hilft ein Röntgenbild, Veränderungen im Spalt der Symphyse, Verkalkungen oder knöcherne Umbauten zu erkennen.
Auch frühere Verletzungen, Frakturen oder Operationsfolgen können hier sichtbar werden. Es ist wichtig, die Röntgenaufnahme im Stehen und ggf. auch unter Belastung durchzuführen, um die Funktion und Stabilität des Beckens situativ und realitätsgetreu zu beurteilen.
Ein MRT ist das wichtigste bildgebende Verfahren zur sicheren Diagnose eines Secondary Cleft Syndroms. Es zeigt nicht nur die knöcherne Spaltbildung, sondern auch Ödeme im Knochen, entzündliche Prozesse, Einrisse oder Reizungen der angrenzenden Adduktorensehnen.
Besonders bei Sportlern liefert das MRT entscheidende Informationen über das Ausmaß der Belastungsschäden. Auch muskuläre Dysbalancen oder Begleitverletzungen (v.a. an den Adduktoren) werden sichtbar.
Das MRT ist schmerzfrei, präzise und ermöglicht eine exakte Therapieplanung, insbesondere bei chronischen oder therapieresistenten Verläufen.
Die Behandlung richtet sich nach Schweregrad und Ursache. In der Regel beginnt man mit konservativen Maßnahmen, also körperlicher Schonung, entzündungshemmenden Medikamenten, Dehnübungen und gezielter Krankengymnastik.
Die Adduktorenmuskulatur sollte entspannt und mobilisiert werden, während die Bauch- und Beckenbodenmuskulatur zunehmend gekräftigt werden sollte. In vielen Fällen helfen auch Injektionen mit Hyaluron oder Cortison zur kurzfristigen Schmerzreduktion. Wichtig für die Behandlung ist eine genaue Ursachenanalyse, da sonst die Beschwerden immer wiederkehren. Nur in seltenen Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig.
Abbildung der Adduktoren des Oberschenkels
Bei stärkeren Beschwerden kann eine gezielte Injektion mit Cortison oder Hyaluronsäure in den Bereich der Symphyse helfen. Cortison wirkt entzündungshemmend und kann akute Reizzustände schnell lindern. Hyaluronsäure verbessert die Gleitfähigkeit von Gelenken und hilft dem Gewebe, sich zu regenerieren.
Die Injektion (Spritzenabgabe) erfolgt unter sterilen (d. h. klinisch sauberen) Bedingungen sowie unter bildgebender Kontrolle (meist Ultraschall). Sie bietet eine schnelle Schmerzreduktion, ersetzt aber keinelangfristige Therapie, insbesondere nicht die Physiotherapie.
Häufig ist sie also ein Baustein innerhalb eines umfassenden Behandlungsplans, der auch aktive Maßnahmen wie Training und Muskelaufbau einschließt.
Bei Lumedis verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz: Wir analysieren nicht nur die Schmerzen selbst, sondern die komplette Statik (Ausrichtung) und Funktion des Beckens. Häufig liegt die Ursache für ein chronisches Secondary Cleft-Syndrom nämlich in muskulären Dysbalancen oder instabilen Bewegungsmustern. Deshalb kombinieren wir moderne Diagnostik (z. B. EMG, Gang- und Haltungsanalyse) mit einer individuell angepassten Trainingstherapie.
Ziel ist es, die Ursachen nachhaltig zu beseitigen – und nicht nur Symptome zu lindern.
Durch diese zielgerichtete Herangehensweise erreichen wir auch bei langwierigen Beschwerden oft sehr gute Ergebnisse.
Ein zentraler Bestandteil unserer Diagnostik ist der Muskeldysbalancen-Check. Dabei untersuchen wir gezielt, welche Muskelgruppen zu schwach, überaktiv oder verkürzt sind.
Beim Secondary-Cleft-Syndrom untersuchen wir daher insbesondere den Bereich von Bauch, Beckenboden, Adduktoren und dem Gesäß. Viele Beschwerden entstehen nämlich durch ungleichmäßige Belastung, etwa wenn die Adduktoren zu stark arbeiten, weil Bauch- oder Beckenbodenmuskeln zu schwach sind.
Diese Untersuchung liefert die Grundlage für ein präzises Trainingskonzept, das individuelle Schwächen ausgleicht und so eine nachhaltige Beschwerdefreiheit ermöglicht.
Das EMG (Elektromyografie) misst die elektrische Aktivität einzelner Muskeln und zeigt, wie gut bestimmte Muskelgruppen vom Gehirn angesteuert werden können.
Beim Secondary Cleft Syndrom kann das EMG helfen, eine gestörte Muskelaktivität oder ungesunde Überlastungsmuster zu identifizieren – etwa in den Adduktoren oder im Beckenboden.
Die Ergebnisse fließen dann direkt in den Therapieplan ein. So lassen sich gezielt die Muskeln trainieren, die zu wenig arbeiten, während überaktive Bereiche entlastet werden können (zum Beispiel mit Dehnübungen).
Das EMG ist schmerzfrei und wird von unseren Mitarbeitern der Praxis vor Ort ausgewertet.
Ein erfolgreiches Training für das Secondary Cleft Syndrom muss individuell erstellt werden. Ziel ist es, die überlastete Muskulatur – vor allem die Adduktoren – zu entlasten und gleichzeitig schwächere Muskelgruppen wie Bauch-, Gesäß- und Beckenbodenmuskulatur immer mehr zu stärken.
Zu Beginn stehen sanfte Mobilisations- und Dehnübungen im Vordergrund. Besonders wichtig ist hier z. B. das kontrollierte Anspannen des Beckenbodens, kombiniert mit Stabilisationsübungen der Körpermitte, also Unterarmstütz, Vierfüßlerstand mit Beinheben oder dynamischere Übungen auf instabilen Unterlagen.
Mit der Zeit wird das Training intensiver, etwa durch Übungen im Stehen, Ausfallschritte oder Bewegungen mit Widerstandsbändern. Zusätzlich sollte das Bewegungsverhalten im Alltag geschult werden – etwa das richtige Aufstehen, Heben oder Gehen.
Nur durch ein regelmäßiges, individuell angepasstes Übungsprogramm lassen sich die Beschwerden langfristig verbessern und Rückfälle vermeiden. Bei Lumedis begleiten wir diesen Prozess und überprüfen regelmäßig den Trainingsfortschritt.
Die Heilungsdauer eines Secondary Cleft Syndroms hängt vom Schweregrad, der Dauer der Beschwerden und natürlich der gewählten Therapie ab. Bei frühzeitiger Behandlung bessern sich die Symptome häufig innerhalb weniger Wochen. In chronischen Fällen, besonders bei Sportlern, kann die Genesung mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Wichtig ist eine konsequente Durchführung des Trainingsplans und ausreichend Geduld. Bei richtiger Diagnostik und individueller Therapie ist die Prognose meist sehr gut; vorausgesetzt, die Belastung wird nicht zu früh gesteigert.
Wir freuen uns, wenn Sie uns mit Bildmaterial unterstützen würden, was wir anonym auf Lumedis veröffentlichen dürfen.
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Damit helfen Sie anderen Ihre Erkrankung besser zu verstehen und einzuschätzen.
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Danke und viele Grüße
Ihr
Nicolas Gumpert
Wir beraten Sie gerne in unserer Wirbelsäulensprechstunde!