Desault Verband

Bei Verletzungen des Schultergelenks wird oft der Desault Verband zur Gewährleistung einer optimalen Heilung eingesetzt. Durch den Verband ist das Gelenk komplett ruhiggestellt. Grundsätzlich ist gewünscht, kann aber auch zu weiteren Komplikationen führen.
Ihre Schulterspezialisten von Lumedis beraten Sie gerne persönlich zu Ihrer Schulterverletzung und helfen Ihnen bei der optimalen Therapie. Gerne vereinbaren Sie hier Ihren Termin.

Ein Desault Verband (Achsel-Schulter-Ellenbogenverband) dient der Stabilisierung des Schultergelenks bei Verletzungen oder Erkrankungen der Schulter. Er ist nach dem französischen Chirurgen Pierre-Joseph Desault benannt.
Der Verband immobilisiert die Schulter und den Oberarm, indem er sie in einer stabilen Position hält und gleichzeitig Bewegungsfreiheit im Handgelenk erhält. Das Prinzip des Desault Verbands ist die Fixierung des Oberarms am Brustkorb, während der Oberarm leicht angehoben mit der Schulter fixiert wird.

• Schulterverletzungen (Schulterluxation/ ausrenkung, Schlüsselbeinfrakturen)
• Schulteroperationen 
• Schulterentzündungen (Schleimbeutelentzündung, Sehnenentzündungen)
• Oberarmverletzungen (Humerusschaft-/kopffraktur)

Bei einem Desault Verband handelt es sich heute in der Regel um eine vorgefertigte atmungsaktive Weste in verschiedenen Größen, die mit Hilfe von Klettverschlüssen am betroffenen Arm befestigt und flexibel eingestellt werden kann. Der ursprüngliche Desault Verband wurde mit elastischen Binden oder einem so genannten Tikotschlauch angelegt. Der betroffene Arm liegt am seitlichen Brustkorb an und ist im Ellenbogen gebeugt, sodass die Hand auf dem Bauch aufliegt. Dann wird der Arm unter der Achsel der gesunden Seite mit Binden fixiert. Die Binden werden von der Achsel über den Rücken, über den Arm, über den Bauch unter die Achsel geführt. Der Trikotschlauch wird wie ein enges Oberteil über dem Brustkorb angezogen, dann von unten über den verletzten Arm nach oben gezogen und über der betroffenen Schulter fixiert. Der gesunde Arm bleibt frei und die Hand des verletzten Armes kann freigelegt werden.

Da der Desault Verband häufig zur konservativen Behandlung von Schulter- und Oberarmverletzungen eingesetzt wird, ist eine effektive Ruhigstellung in der Anfangsphase von entscheidender Bedeutung. Daher ist es wichtig, den Arm auch während des Schlafes ruhig zu halten. Zudem sollte während des Schlafes die Seitenlage auf der verletzten Schulter unbedingt vermieden werden. Zur Verbesserung des Schlafes kann das Kopfende des Bettes leicht erhöht und der Arm mit Kissen gestützt werden.

Da die Haut unter dem Desault Verband durch die permanente Abdeckung beansprucht wird, ist es ein großer Vorteil dieser flexiblen Stützverbände, dass sie zur Körperhygiene abgenommen werden können. Allerdings sollte man vor allem am Anfang sehr vorsichtig mit dem Arm umgehen und die Weste oder den Verband nur mit Hilfe einer anderen Person abnehmen und wieder anlegen.

Da die Haut unter dem Desault Verband belastet wird, kann es zu Druckstellen oder Hautirritationen kommen, vor allem wenn der Verband nicht optimal angelegt ist. 
Ein größeres Problem stellt die Versteifung des Schultergelenks dar. Durch die dauerhafte Ruhigstellung des Armes werden die Muskeln nicht mehr beansprucht und atrophieren (schrumpfen). Hinzu kommt, dass auch die Bandstrukturen des Schultergelenks in einer Position verharren und sich versteifen, sodass eine der Gefahren die Schrumpfung der Gelenkkapsel sein kann. Beides trägt zu einer raschen Einschränkung der Beweglichkeit bei, der unbedingt durch frühzeitige und vorsichtige Übungen entgegengewirkt werden sollte.

Verletzungsbedingte Schmerzen können auch während des Tragens des Desault Verbandes anhalten und sind in der Regel nicht auf den Verband zurückzuführen.
Wenn sie jedoch durch das Anlegen des Verbandes verursacht werden, sollte der Sitz des Verbandes/der Weste überprüft werden. Es ist wichtig, dass er nirgends zu eng oder zu locker sitzt, sodass Gewebe eingeklemmt wird oder der Arm nicht ausreichend fixiert ist. Zur Linderung kann der Verband kurz abgenommen und die betroffene Stelle gekühlt werden, insbesondere bei Hautreizungen. 
Sind die Schmerzen sehr stark und lassen sich durch eine Überprüfung des Verbandes nicht beheben, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Ein Desault Verband sollte in der Regel nicht länger als 10 bis 14 Tage getragen werden, da es sonst zu einer dauerhaften Bewegungseinschränkung (sog. Frozen Shoulder) kommen kann. Nach einer Woche sollte die Schulter unter guter Anleitung (am besten Physiotherapie) vorsichtig mobilisiert werden. Wichtig ist dabei, dass die Bewegung in erster Linie der Wiederherstellung der Beweglichkeit dient und nicht der aktiven Bewegung der Schulter. So sind Pendelbewegungen mit vorgebeugtem Oberkörper oder passives Dehnen hilfreich. Wird nach einer Woche mit Bewegungsübungen begonnen, kann die Bandage bis zu drei Wochen getragen werden. Grundsätzlich gilt: So lange wie nötig, so kurz wie möglich.

Eine häufig verwendete Alternative, z.B. bei nicht verschobenen Oberarmfrakturen, ist der Gilchrist-Verband. Dieser ist kleiner und weniger starr als der Desault-Verband. Eine leichte Beweglichkeit bleibt erhalten und der Patient muss etwas vorsichtiger mit dem Arm umgehen. Durch seine geringe Größe ist er angenehmer zu tragen, da weniger Wärmestau entsteht und er sich zur Körperpflege leichter entfernen lässt. Bei unruhigen und oft auch älteren Patient/innen ist der Verband eher weniger geeignet, da er durch die verminderte Fixierung die Heilung im Schultergelenk einschränken kann.