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Lumedis Frankfurt

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Dr. Nicolas Gumpert
Fachärzte für Orthopädie


Privatpraxis
für Orthopädie, Sportmedizin, ärztliche Osteopathie, Akupunktur und manuelle Medizin

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Gilchrist Verband

Nach einer Verletzung der Schulter oder des Armes ist eine häufige Therapieoption der Gilchrist Verband. Der Verband ermöglicht den Patient:innen eine Restbeweglichkeit des Armes, doch das Anlegen sollte unbedingt von Fachleuten gezeigt werden, um spätere Schäden zu verhindern und eine optimale Heilung zu gewährleisten.
Unsere Schulterspezialisten von Lumedis haben jahrelange Erfahrung in der Therapie von Schulter- und Oberarmverletzungen und beraten Sie gerne persönlich in unserer Praxis. Vereinbaren Sie jetzt einen Termin.

Dieser Artikel wurde durch Dr. Nicolas Gumpert veröffentlicht.
Dr. Nicolas Gumpert ist Facharzt für Orthopädie und regelmäßig als Gast im Hessischen Rundfunk eingeladen.
Daneben steht er vielen Printmedien wie Welt, Sportbild und DPA regelmäßig als Interviewpartner zur Verfügung.
Weiterhin betreibt veröffentlicht er Informationen für laienverständliche Medizin seit vielen Jahren.
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Was ist ein Gilchrist Verband?

Ein Gilchrist Verband ist ein schlaufenartiger Verband für den Oberarm und die Schulter, der in einer bestimmten Art und Weise um den Oberkörper gebunden wird. Die Ursprungsform dieses Verbandes wurde von einem US-amerikanischen Hautarzt namens Thomas C. Gilchrist entwickelt. Er wird bei einem Trauma (Verletzung) von Oberarm oder Schulter angelegt. Ziel des Gilchrist Verbandes ist es, einerseits Schulter und Arm ausreichend ruhigzustellen, gleichzeitig aber auch einen gewissen Bewegungsspielraum zu gewährleisten. In der medizinischen Fachsprache wird von einer Kombination aus immobilisierenden und funktionellen Komponenten gesprochen. Gilchrist Verbände werden von Ärzten verschrieben und sind im Krankenhaus oder Sanitätshaus erhältlich. Sie sind in verschiedenen Größen vorhanden und müssen beim erstmaligen Anlegen nur geringfügig angepasst werden. Da die Anlage etwas komplizierter ist, sollte sie beim ersten Mal durch Fachpersonal erfolgen. Gilchrist Verbände bestehen aus einem schlauchförmigen verbandsähnlichen Textil und sind mit Klettverschlüssen versehen. Sie sind keine Einmalprodukte und können gewaschen werden

Gründe für einen Gilchrist Verband?

Es gibt mehrere Indikationen (Gründe), einen Gilchrist Verband anzulegen. Allen Gründen ist gemein, dass eine traumatische Ursache vorangegangen ist, das heißt zum Beispiel eine unfallbedingte Verletzung stattgefunden hat. Hierzu zählen Knochenbrüche des Schlüsselbeins und des Oberarms (zum Beispiel Humeruskopffraktur), sowie Weichteilverletzungen des Schultergürtels.
Auch eine Schulterluxation (Schulterausrenkung) hat zur Folge, dass nach Reposition (Einrenken) des Gelenkes dieses ruhiggestellt werden sollte mittels Gilchrist Verbandes.
Gleiches Prinzip der Schonung gilt bei einer Verletzung des Acromion-Clavicular-Gelenks (kurz AC-Gelenk oder Schultereckgelenk).
Außerdem gilt für alle operative Eingriffe des Schultergürtels, dass ein Gilchrist indiziert ist, um die Muskeln und Gelenke ruhigzustellen und eine bessere Heilung zu ermöglichen. Je nach vorliegender Verletzung ist aber nicht immer eine Operation notwendig und die Ruhigstellung mittels Gilchrist Verbandes stellt den Hauptpfeiler der Therapie dar.

Abbildung einer vorderen und hinteren Schulterluxation

  1. Schulter in eingekugelter (normaler / physiologischer) Stellung
  2. Abbildung einer vorderen Schulterluxation (Schulter nach vorne ausgekugelt)
  3. Abbildung einer selteneren hinteren Schulterluxation  (Schulter nach hinten ausgekugelt)

Wie wird ein Gilchrist Verband angelegt?

Ein vorgeformter Gilchrist Verband besteht aus einem straff-elastischen Stoff, der innenseitig gepolstert ist und außenseitig Klettverschlussanteile besitzt. Steht ein solches Produkt nicht zur Verfügung, kann auch ein provisorischer Verband im Sinne von Gilchrist selbst hergestellt werden, und zwar mittels eines langen Schlauchmullverbandes, Verbandswatte zum Polstern und Sicherheitsnadeln. Ein Verband besteht aus einer Ober- und Unterarmfixierung sowie einem Brustband, das etwas breiter ist, als die anderen Bänder. Vom Brustband aus geht eine Schlinge um den Hals. Hier ruht später das Hauptgewicht des Armes. Der Arm wird im Ellbogen so gebeugt, dass er im rechten Winkel steht. Die Hand wird mit ihrer Handinnenfläche auf den Bauchnabel gelegt. Sie soll später frei vom Verband sein, sodass eine Restbeweglichkeit ermöglicht wird. Insgesamt ist der Verband aber so konzipiert, dass der Arm nicht nach vorne ausgestreckt werden kann, sondern körpernah fixiert, also festgehalten wird. Gilchrist Verbände gibt es von verschiedenen Herstellern, die je ihre eigene Bedienungsanleitung haben.

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Danke und viele Grüße
Ihr
Nicolas Gumpert

Beispiel

Die meisten Gilchrist Verbände lassen sich mit dem folgenden Prinzip anlegen (im folgenden Beispiel wird von einer Verletzung der linken Schulter ausgegangen): Als Erstes schlüpft man mit den 4 Fingern der linken Hand in die vorgesehene Handschlaufe (der Daumen wird ausgespart). Dann führt man den Verband an der unteren Seite des linken Armes zum Ellbogen und schmiegt ihm um das Ellbogengelenk, so dass die Ellbogenspitze frei bleibt. Die nächste Schlaufe wird in Richtung des Kopfes geführt und kommt auf dem linken Schulterbereich zwischen Hals und Oberarmspitze zum Liegen. Der anschließende Verbandsteil wird über den Nacken des Patienten gelegt und fußwärts in Richtung der linken Hand geführt – aber man befindet sich nun auf der rechten Körperhälfte. Die linke Hand wird jetzt ein Stück vom Körper wegbewegt, um mit dem verbliebenden Verbandsteil das linke Handgelenk einzufassen. Hier kann nun die Höhe, in der die Hand fixiert werden soll, festgelegt werden. Sie sollte so hoch oder niedrig sein, dass im linken Ellbogen ein rechter Winkel vorliegt. Der letzte Verbandsteil wird also wieder kopfwärts geführt und mit Klettverschluss an sich selbst befestigt (auf der rechten Körperseite).  

Muss ich einen Gilchrist Verband auch beim Schlafen Tragen?

Es ist äußerst empfehlenswert einen Gilchrist Verband auch nachts beim Schlafen zu tragen. Am besten schläft man mit ihm in Rückenlage oder auf der gesunden Körperseite. Ein Liegen auf der erkrankten Seite sollte unbedingt vermieden werden. Schläft man ohne Gilchrist Verband, besteht die Gefahr, dass die Schulter und Arm nachts in Positionen rutschen, die eigentlich verhindert werden sollen, aber eventuell schmerzlos sind und so nicht zu einem körpereigenen Weckreaktion führen. Zu einem späteren Zeitpunkt des Heilungsprozesses wird der Gilchrist nicht abrupt abgesetzt, sondern nur noch in bestimmten Situationen getragen, die Arm und Schulter besonders gefährden. Hier kann dann mit dem zuständigen Orthopäden darüber gesprochen werden, ob auch nachts eine verbandsfreie Zeit möglich ist. Dies muss je nach Einzelfall unter Berücksichtigung der vorliegenden Verletzung und geschildertem Schlafverhalten entschieden werden. Das Schlafen mit einem Gilchrist Verband wird häufig als gewöhnungsbedürftig oder unangenehm empfunden. Es kann verbessert werden, indem für eine weiche Unterlage direkt unter der verletzten Schulter gesorgt wird. Bauchschläfer sollten sich ein Kissen oder eine Decke unter die Schulter legen und tendenziell mehr auf der gesunden Seite liegen, als auf der geschädigten. 

Abbildung eines Schulterblatts von hinten

  1. Schulterdach (Acromion)
  2. Schlüsselbein (Clavicula)
  3. Rabenschnabelfortsatz (Processus coracoideus)
  4. Schultergräte (Spina scapulae)
  5. Schulterblatt (Scapula)
  6. Schultergelenk (Articulatio glenohumeralis)
  7. Humerus (Oberarmknochen)

Darf ich einen Gilchrist Verband beim Duschen ausziehen?

Der Gilchrist Verband soll, sofern es sich nicht um wasserabweisendes Material handelt, beim Duschen ausgezogen werden, da ansonsten ein feucht angelegter Verband zu wunden Stellen und Pilzinfektionen der Haut führen kann. Er wird nach vollzogenen Körperhygienemaßnahmen anschließend über der Kleidung (T-Shirt, Bluse, Hemd) angelegt. Für die Zeit des Duschens selbst sollte man sehr umsichtig mit der verletzten Schulter oder dem Arm umgehen, ihn am besten nur schlaff hängen lassen und wenig bewegen. Vor allem abrupte Bewegungen oder Dinge hochheben sollte vermieden werden. Bei einer Katzenwäsche kann der Gilchrist aber am Körper bleiben.

Was sind die Risiken bei einem Gilchrist Verband?

Wird der Gilchrist nach einer Operation direkt auf der Haut getragen, kann es zu allergischen Kontaktreaktionen der Haut auf das Verbandsmaterial kommen. Zwar wird dieses größtenteils mit hypoallergenem Textil produziert (das heißt, die Chance eine allergische Reaktion zu entwickeln ist äußerst gering), es kann aber vorkommen. Weiterhin kann es an der Haut noch zu wunden Stellen kommen und Juckreiz unter dem Verband. Ist der Verband zu eng angelegt oder ist eine zu kleine Größe gewählt worden, kann es auch zu Druckstellen und gequetschten Hautfältchen kommen. Bei extrem einschnürenden Verbänden können auch Nerven und Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies liegt dann an einer zu großen Kompression (Kompression bedeutet Zusammendrücken). Dies ist in der Regel aber sofort spürbar durch Kälte-, Kribbel- und Taubheitsgefühle.

Was soll ich tun, wenn ich im Gilchrist Verband Schmerzen bekomme?

Der Gilchrist Verband ist dazu da, Schulter und Arm zu entlasten, sodass eigentlich weniger Schmerzen von der ursprünglichen Verletzung oder dem vorliegenden Schaden spürbar sind. Treten genau an dieser Stelle Schmerzen auf, zum Beispiel nach einer Operation, die über das gewöhnlich, angekündigte Maß hinausgehen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine Entzündung oder eine Lockerung von Schraubenmaterial auszuschließen. Entstehen die Schmerzen an einer anderen Stelle, zum Beispiel der Hand und sind diese von Kälte-, Kribbel- und Taubheitsgefühle begleitet, handelt es sich vermutlich um einen zu kleinen oder zu eng befestigten Verband. Betroffene sollten den Verband dann an entsprechenden Stellen lockern, aber nur so, dass es nicht die zu fixierenden Körperteile in lockerere Positionen befördert.

Wie lange sollte ich einen Gilchrist Verband tragen?

Der Gilchrist Verband muss je nach Verletzung unterschiedlich lang getragen werden. Nach Operationen sind durchschnittlich sechs Wochen langes Tragen Tag und Nacht als Anordnung zu erwarten. Bei komplizierten kombinierten Brüchen plus Sehnenverletzungen kann auch eine Ruhigstellung von acht oder zehn Wochen vorkommen. Dies würde dann begleitet werden von krankengymnastischen Übungen, damit die Gelenke nicht versteifen. Bei kleineren Verletzungen, zum Beispiel einer isolierten Muskelverletzung eines kleineren Muskels des Schultergürtels, kann auch eine Tragedauer von zwei Wochen genügen.

Was sind die Alternativen zum Gilchrist Verband?

Eine Alternative zum professionellen Gilchrist Verband ist der selbst angefertigte Gilchrist (siehe oben). Ist nur eine Immobilisation des Unterarms oder der Hand notwendig, kann eine lockere Armschlinge verwendet werden, die über den Nacken gelegt und in die der Unterarm eingelegt wird. Andere Gilchrist Alternativen kommen meist dann zum Tragen, wenn eine stärkere Ruhigstellung erforderlich ist.
Dies ist häufig notwendig bei einer Oberarmfraktur, die im oberen Drittel lokalisiert ist. Hier wird dann der sogenannte Desault Verband verwendet. Dieser Verband ist eigentlich eine Art erweiterter Gilchrist Verband: zu den bereits beschriebenen Schlingen und Schlaufen wird beim Desault Verband noch der Oberarm am Oberkörper fixiert.
Der Desault Verband wird maximal drei Wochen lang getragen, um die Schulter nicht dauerhaft ruhigzustellen und eine weitere orthopädische „Baustelle“ zu verhindern, nämlich das Frozen-shoulder-Syndrom. Er wird angewendet nach Oberarmbrüchen, sowie nach dem Auskugeln des schultergelenks und Brüchen des Schulterblattes (Scapula). Gründe, den Desault Verband nicht zu tragen („Kontraindikationen“) sind offene Brüche, Probleme mit der Atmung und bereits bekannte Schäden an Nerven und Blutgefäßen.

Weitere Alternativen zum Gilchrist können sogenannte Rucksack Verbände sein. Sie werden ausschließlich bei Erwachsenen angewendet und wie der Name sagt wie Rucksackriemen getragen. Auf dem Rücken wird allerdings kein Gewicht oder ähnlich gehalten, sondern lediglich ein kreisförmiger Riemen, in den sich alle 4 Bänder treffen und straff gehalten werden.
Dadurch werden die Schlüsselbeine entlastet und können nach einem Bruch gerade zusammenwachsen. Der Rucksackverband wird für die konservative, nicht operative Therapie der Schlüsselbeinfraktur verwendet. Brechen sich Kinder die Schlüsselbeine, wird ein ähnlicher Verband (Pflasterzügelverband) verwendet, allerdings mit mehr Bewegungsspielraum.
Neben diesen Verbandsalternativen muss natürlich noch der klassische Gips genannt werden, um Oberarmfrakturen ruhigzustellen. Bei Kindern zum Beispiel ist es manchmal noch üblich den gesamten Arm inklusive Schulter und einen Teil des Oberkörpers einzugipsen, wenn die totale Ruhigstellung in einem bestimmten Winkel notwendig ist. Bei Erwachsenen wird der Gilchrist dem Gips bei einfachen Brüchen vorgezogen, damit ein kleiner Bewegungsspielraum bleibt und die Gelenke nicht versteifen.

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